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2008-05-30 Buchzitat Lausbubengeschichten funkbag data06/TonisLausbubengeschichten_A5_114S_Auszug.pdf
Als Geburtstagsgeschenk zum 60er unseres Vaters haben wir seine Lausbubengeschichten nieder geschrieben, hier ein Auszug (Wer das ganze Buch lesen möchte, bitte mir eine Mail schreiben):

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Hoårschneidn beim Wolf

Unser Großvater, der ist schon gestorben als ich noch sehr klein war. Damals hatten sie gesagt, weil er immer bei der Jagd auf einem Hackstock gesessen ist, und davon wäre dann das Problem mit der Blase gekommen.

Mein Vater hatte damals mit dem Traktor samt Anhänger vor dem Heisl gewartet. Bei anderen Gelegenheiten kamen auf den Anhänger Tische und Bierbänke. Da saßen dann die Musikanten oben und fuhren damit zum Faschingsumzug. An diesem Tag hatten sie das Bett aufgeladen und den Großvater hinein gelegt. So ist dann der Vater mit ihm die dreißig Kilometer ins Krankenhaus nach Vöcklabruck gefahren. Dort untersuchten sie ihn dann ungefähr eine Woche, aber sie konnten nichts mehr machen und der Großvater sagte dann, er würde lieber zuhause sterben.

Und so haben sie ihn wieder nach Hause gebracht. Spät am Abend ist er heim gekommen und in derselben Nacht ist er dann noch gestorben. Als wir am Morgen aufgestanden sind, haben sie zu uns gesagt, dass der Großvater schon gestorben ist, das war 1952. Ich war damals vier Jahre alt.

Ein Erlebnis mit dem Großvater werde ich nie vergessen, das war kurz bevor er starb. Die Mutter hatte uns normalerweise die Haare immer selbst geschnitten. Aber an diesem Tag, da hatte sie keine Zeit gehabt und so schickte sie den Großvater mit uns nach Forstern zur Wolfin.

»Kånnst ned mit de Bůam heit zum Hoårschneidn geh?«

Hatte sie zu ihm gesagt.

Die Wolfin war die Frau vom alten Wolf. Die haben nach dem Krieg hinterm Sigibauer in dem Zůaheisl gewohnt, das war so ein altes Holzheisl. Später haben sie es dann weggerissen. Ich weiß es noch ganz genau, außen war eine Holztreppe, oben eine kleine Veranda und da hatte man hineingehen können in den Wohnraum. Die haben ja überhaupt kein Geld gehabt und dort ganz billig und einfach gelebt. Der Wolf hatte in der Glasfabrik draußen in Schneegattern gearbeitet, die Wolfin hatte für die Bauern gelegentlich Haare geschnitten und andere Dienste erbracht. Was halt so angefallen ist.

Und so sind wir vier Buben mit unserem Großvater los marschiert. Nach der Reihe, wie die Orgelpfeifen sind wir hinter ihm her gegangen. Der Joki, der Sigi, der Franz und ich. So viele Burschen auf einmal, da waren sie stolz damals die alten Bauern! Einer nach dem anderen sind wir dann bei dem Zůaheisl über die Holztreppe aufigstackit. Der Großvater als Erster, dann wir Buben, der Größe nach gereiht! Oben hatte er dann geklopft und die Wolfin kam heraus. Die hatte so eine tiefe Stimme gehabt, wie eine Männerstimme.

»Griåsti!«

»Griåsti Woifin, i warad mit de Bůam zum Hoårschneidn do, geht des?«

Und dann hatte die Wolfin gesagt:

»Jo freilich, kemts glei eina«

Wir sind dann alle dort gesessen und haben gewartet. Der Großvater hatte mit der Wolfin übers Kranksein geredet und wir sind schon ein bisschen unruhig geworden, vom Warten. Die Wolfin hatte das gemerkt, dass wir schon ungeduldig waren und meinte:

»Bůam, woåts a weng, da Woif kimt eh glei!«

Und da hab ich es erst gecheckt und mir ist das Märchen Der Wolf und die sieben Geißlein wieder eingefallen, habe einen Schrei losgelassen, bin aufgesprungen und wollte raus! Die anderen hatten noch versucht mich zurück zu halten. Das ging aber nicht mehr, ich wäre durch die Tür einfach durch gerannt, wenn sie zu gewesen wäre, so schnell und entschlossen war ich.

Dem Großvater ist gleich ganz schiåch geworden, der hatte sich Sorgen gemacht, weil ich ja noch so klein gewesen war und sie haben mich dann überall gesucht. Im ganzen Dorf, sogar unten in der Krenggruåbn. Sie glaubten nicht, dass ich alleine nach Hause finden würde und der Franz hatte mir hinterher erzählt, dass der Großvater so große Angst vor unserer Mutter hatte, dass er sich fast nicht mehr heimtraute.

Sie vermuteten, ich hätte mich in der Krenggruåbn irgendwo verkrochen und vor dem Wolf versteckt. Aber weil es ja schon finster gewesen war, bin ich so schnell wie der Blitz vorbei an der Krenggruåbn über die Wiesn heim zum Nagihof.

Und erst viel später kamen sie dann nach Hause und der Großvater hatte zur Mutter in der Stube gesagt, das weiß ich noch genau:

»An Dåunal find ma nimma, da Dåunal is davåugrennt!«

Währenddessen bin ich hinten am Kittlzipf von der Mutter gehängt und habe immer noch zittert, weil ich mich so gfircht habe vor dem Wolf!

Alle haben sie dann gelacht über diese Geschichte mit dem alten Wolf, nur dem Großvater war das Lachen vergangen und er war sehr froh, dass ich wieder da war.